SMM-Kongress 2021 SMM-Kongress: Mehrwert durch Digitalisierung
Ganz im Zeichen der Digitalisierung stand der 9. SMM-Kongress in Luzern. Das Thema «Smart Factory & Digitalisation» ist auf grosses Interesse gestossen. Mit fast 200 Teilnehmern war es der erfolgreichste SMM-Kongress aller Zeiten.
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Nicht erst die Pandemie hat den Druck auf die Unternehmen zur Digitalisierung erhöht. Schon seit einigen Jahren zeigt sich immer deutlicher, dass auch mittelständische Unternehmen um die Themen rund um die Digitalisierung und intelligente Fertigung nicht herumkommen, wollen sie auch in Zukunft auf dem Weltmarkt bestehen. Deshalb fand am 9. September 2021 in Luzern der 9. SMM-Kongress unter dem Titel «Smart Factory & Digitalisation» statt. Die Frage, wie mit intelligenter Fertigung die Effizienz erhöht und ein Mehrwert generiert werden kann, stiess auf sehr grosses Interesse. Die Rekordzahl von fast 200 Teilnehmern ist ein Beweis dafür. Doch nicht nur das. Auch die verschiedenen Beiträge und Referate ermunterten die Teilnehmer zu vielen Nachfragen und einer regen Diskussion. «Wir freuen uns sehr, dass wir so viele Teilnehmer für unseren Kongress interessieren konnten. Das zeigt uns, dass wir mit dem Thema Digitalisierung einen wichtigen Nerv in der Branche getroffen haben. Und natürlich spüren wir auch das Bedürfnis der Menschen, nach langer Zeit der Kontaktbeschränkungen, sich wieder persönlich treffen zu können», freut sich Matthias Böhm, Geschäftsführer vom Kongressveranstalter Vogel Communications Group AG.
Ähnlich optimistisch stimmten die Prognosen des Swissmechanic-Geschäftsklima-Index für KMU-MEM, die Matthias Böhm zu Beginn der Veranstaltung präsentierte, sowie die aktuellen von Swissmem veröffentlichten Wirtschaftsdaten. Zum ersten Mal seit zwei Jahren wird demnach das Geschäftsklima wieder positiv eingeschätzt, die Auslastung der Produktionskapazitäten hat zugenommen und die Umsätze sind gestiegen. Auch von Moderator Heiko Visarius, Managing Director Visartis Healthcare GmbH, gab interessante Einblicke und Ideen vor allem aus dem Bereich der Medizintechnik.
Kleine Schritte machen und den Fokus behalten
So verschieden auch die einzelnen Vorträge und Ansätze der Referenten auf dem Kongress waren, gab es gleichwohl einige Gemeinsamkeiten und ähnliche Einschätzungen, wenn es um das Thema Digitalisierung ging. Ein gemeinsamer Nenner, der sich über fast alle Vorträge in Bezug auf Digitalisierung gezogen hat, bezieht sich auf die Geschwindigkeit bei der Umsetzung. So ist es für Unternehmen wichtig, wenn sie die Digitalisierung umsetzen wollen, nicht zu viel auf einmal zu wollen und mit nur kleinen Schritten voranzugehen. Dabei gilt es, immer den Fokus auf das zu erreichende Ziel zu behalten und sich nicht ablenken zu lassen. Eine wichtige Rolle spielt dabei immer das Führungsteam, ohne das keine Veränderungen in der Digitalisierung umgesetzt werden können.
So hat sich der Vortrag von Enzo Pavese, CEO der Pavese AG Präzisionsmechanik, fast als ein Keynote-Referat entpuppt. E. Pavese hat als Vertreter von Swissmechanic aus eigener Erfahrung über die Digitalisierung in der Lohnfertigung berichtet und damit die Herausforderungen kleiner und mittelständischer Unternehmen angesprochen. Er hob vor allem den Nutzenaspekt der Digitalisierung hervor, dass es wichtig ist, den Kundenmehrwert, die gewonnene Flexibilität und den entsprechenden Wettbewerbsvorteil durch die Digitalisierung zu berücksichtigen und nicht nur die Kosten zu sehen.
Auch Raphaël Müller, Head of Industrial Solutions bei Brütsch/Rüegger Tools, hatte den Nutzen der Digitalisierung im Fokus. «From Shop Floor to Top Floor» hat er es auf einen kurzen Nenner gebracht. Digitalisierung macht es demnach möglich, die OEE einer Produktionsanlage in Echtzeit zu berechnen und dadurch Vorteile zu gewinnen. Messbarkeit ist die Basis dafür, aber es gibt keine Out-of-the-Box-Lösung, jede Unternehmung ist individuell. Martin Bühler, Managing Director von Proalpha Schweiz und Frankreich, streicht die permanente Verbesserung heraus, die ausschlaggebend ist. Nur ein Unternehmen, das es langjährig schafft, seine Mitarbeiter zu halten, hat viel weniger Mühe zu digitalisieren, da viel weniger Know-how-Verlust entsteht.
Standardisierte Schnittstellen sind notwendig
Einen visionären Vortrag lieferten Thomas Wengi, Managing Director bei GF Machining Solutions Sales Switzerland SA, und René Baumann, Geschäftsführer bei Pamatool/Gremotool AG. Sie berichteten über den Weg zur Realisierung einer digitalen Fertigung. So entsteht in Uzwil ein neues Gebäude, welches unter anderem die Hülle für eine im europäischen Wettbewerb konkurrenzfähige Fertigung bilden wird. Ein wichtiger Punkt, den T. Wengi besonders hervorhebt, ist das Thema standardisierte Schnittstellen. Demnach braucht es diese Harmonisierung in Europa, da sie entscheidende Wettbewerbsvorteile bringt. «Es ist unsere Aufgabe in der Industrie, diesen Druck aufzubauen, dass wir diese Schnittstelle brauchen und bekommen», betont T. Wengi in dem Vortrag.
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Vernetzte Fertigungsstrasse
Pamatool: Projekt Zukunft
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Medical Solutions Center
GF Machining Solutions bündelt Kompetenz in Medizintechnik
Aus der Erfahrung im eigenen Haus berichtet Adrian Schär, Geschäftsleiter Vertrieb und Service der Trumpf Schweiz AG. Trumpf hat in hauseigenen Smart Factories der Blechfertigung viele Erkenntnisse in der vernetzten Fertigung erlangt. Für Schweizer Unternehmen sollte das Ziel sein, den Anteil der Wertschöpfung im Gesamtprozess von 20 Prozent auf 80 Prozent zu steigern und den Anteil der unterstützenden Prozesse wie Lagerhaltung von 80 auf 20 Prozent zu reduzieren.
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Trumpf: Wege zur smart factory
Fokus auf konkreten Bedarf und Nutzen
Auch Marcus Köhnlein, Head of Digital Business bei der United Grinding Group Management AG, hat die Chancen der Digitalisierung für produzierende Unternehmen im Fokus. Er hatte aber einen mehr strategischen Ansatz. Mit zunehmender Reife einiger Enabler-Technologien hat die Digitalisierung vor allem in den letzten Jahren im Maschinenbau richtig Fahrt aufgenommen. Alle Lösungen verbindet das Ziel, dem Anwender die tägliche Arbeit zu erleichtern und die Produktivität zu steigern. Er stellte die Frage, warum es einfacher ist auf den Mars zu fliegen, aber die Digitalisierung so schwierig ist. Kurz zusammengefasst geht es darum, die Mitarbeiter zu befähigen, neu und anders zu denken und sich auch Lösungen anderer Branchen anzuschauen. Schlussendlich muss die gesamte Lieferkette funktionieren. Auch da sind standardisierte Schnittstellen ein wichtiger Punkt.
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SMM-Kongress 2021: United Grinding Group
Lernen, digitale Produkte zu entwickeln
Konkreter wurde Stefania Lanfranchi, Director von Simon-Kucher und Partners, und hat das Servitization-Konzept vorgestellt. Dabei geht es darum, wie Unternehmen mit Services und digitalen Lösungen Geld verdienen können. Als Servitization wird die Kombination aus Produkt und Dienstleistung bezeichnet, die durch die aktuellen Marktveränderungen relevanter denn je wird. Sie weist darauf hin, dass nicht nur auf die konkrete Monetarisierung fokussiert werden soll, sondern auch andere Aspekte beachtet werden müssen wie Strategie, Servicedesign, Vertrieb und Prozesse mit Infrastruktur. Häufig wird in Unternehmen der Fehler gemacht, dass zu sehr von den technischen Möglichkeiten ausgegangen wird, wichtig ist aber, sich bei Angeboten immer nach den Bedürfnissen der Kunden auszurichten.
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Digitale Services
Digitale Services: Hobby oder Umsatzquelle?
Noch konkreter wurde es in den Parallelsessions der Firmen Gebr. Heller Maschinenfabrik GmbH, Unity Schweiz AG, IFM Electronic AG und Phoenix Mecano Komponenten AG. Die Unternehmen haben ihre Produkte und Lösungen zur Digitalisierung und intelligenten Fertigung vorgestellt. Interessante Einblicke in die hauseigene Fertigung bei Fanuc in Japan lieferte Michael Schüpbach, Sales Engineer Robotics bei Fanuc Switzerland GmbH. Fanuc nutzt schon seit Jahrzehnten die eigenen Produkte, wie CNC-Steuerungen, Maschinen und Roboter mit intelligenten Zusatzfunktionen, in den japanischen Produktionsstätten. Mit über 4000 eingesetzten Robotern ist die Herstellung nicht nur hoch automatisiert und extrem effizient, sondern dient auch als riesiges Testlabor.
Der erste Mars-Helikopterflug
Auf den Mars ging es in dem Keynote-Referat von Florbela Costa, Project Manager Aerospace bei der Maxon Motor AG. Die Ingenieurin ist bei Maxon Motor für die Entwicklung der Antriebssysteme für die Mars-Missionen verantwortlich. Schwerpunkt des Vortrags war die aktuelle Mars-Mission mit dem Mars-Helikopter Ingenuity. 2021 erfolgte der erste Helikopterflug auf dem Mars und wurde mit Maxon-Motoren angetrieben. Zum Einsatz kamen normale Motoren aus dem Maxon-Katalog, die an die speziellen Bedingungen der Mars-Mission angepasst wurden. Sie mussten mehrere Monate Schwerelosigkeit überstehen, grosse Erschütterungen bei der Landung aushalten und vor allem auch die grossen Temperaturschwankungen und sehr niedrigen Temperaturen auf dem Mars von 20 °C tagsüber bis zu –80 °C nachts überstehen.
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Maxon-Motoren steuerten den ersten extraterrestrischen Helikopterflug
Swiss-made-Motoren steuerten den Mars-Helikopter
Als Motivational Speaker berichtete Louis Palmer in unterhaltsamer Weise über den Bau seines solarangetriebenen Autos und seiner Reise damit um die ganze Welt. Mit echten Stimmen und ganz ohne digitale Hilfestellung kam das mehrfach ausgezeichnete A-cappella-Ensemble Dezibelles aus und sorgte für eine kulturellen Ausgleich.
Der nächste SMM-Kongress wird am 25. Mai 2022 wieder in der Messe Luzern stattfinden. Das Thema wird sein: «Konkurrenzfähig in die Zukunft – Effiziente Fertigungsstrategien» -ari- SMM
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