Zerspaner unter sich Rückblick Swissmem Zerspanungsseminar- Teil 2

Redakteur: Silvano Böni

Schweizer Werkzeughersteller gehören weltweit zu den Marktführern. Das merkt man an den Swissmem-Zerspanungsseminaren bereits nach wenigen Minuten. Spannende Vorträge, innovative Themen und unzählige Besucher in Pfäffikon, Olten und Yverdon sprechen eine deutliche Sprache: Hier treffen sich die Zerspanungsspezialisten – zweiter Teil der Nachschau zum Zerspanungsseminar.

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(Bild: SMM)

Neue Anwendungshorizonte beim Aussenwirbeln, Reibwerkzeuge im Einsatz unter kritischen Anwendungen, der Einfluss der Schneiden-Mikrogeometrie auf das Zerspanungsverhalten – auch im zweiten Teil der Nachschau zum Swissmem-Zerspanungsseminar gibt es wieder zahlreiche Informationen und Wissenswertes von Zerspanern für Zerspaner.

Alesa: Schneiden-Mikrogeometrie bei Zerspanungswerkzeugen

«Den mikrooptimierten Werkzeugen gehört die Zukunft», prophezeite Martin Wyrsch, PM- und Area-Sales-Manager Nordic Countries bei Alesa. Die Schneidkantenoptimierung ist eine komplizierte Angelegenheit, die «eine richtige» Mikrogeometrie existiert nicht. Der erste Schritt zur optimalen Geometrie liegt darin, es zu verstehen, weshalb und wie die Schneiden von Zerspanungswerkzeugen überhaupt behandelt werden müssen. Für Alesa gehört das zum Daily Business. Das Unternehmen investierte hierfür in neue Messsysteme, um sogar Schneidkanten-Verrundungen ab 2 µm und Zerspanungskräfte direkt durch die Werkzeugaufnahme messen zu können. Dadurch können kleinste Veränderungen und deren Auswirkung dargestellt werden. Diese Erkenntnisse führen zu besseren Werkzeugen mit höherer Produktivität und Prozess­sicherheit.

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Oerlikon Balzers: Wirtschaftliche Fertigung in der Mikrotechnologie

Formenbau, Medizintechnik und Automobilindustrie sind neben der Uhrenherstellung die Industriebereiche, in denen die Anzahl der Anwendungen im Bereich Mikrobearbeitung stetig wächst. Dadurch steigen auch die Anforderungen an die Zerspanungswerkzeuge. Besonders im Fokus stehen Produktivität, Zuverlässigkeit und Wirtschaftlichkeit. «Genau hier spielen moderne innovative Schichtsysteme eine entscheidende Rolle», so Denis Kurapov, Marktsegmentmanager Cutting Tools bei Oerlikon Balzers. Werkzeuge zur Mikrozerspanung haben einen Durchmesser von nur Hundertstelmillimeter und erarbeiten Strukturen und Bohrungen in diesen kleinsten Dimensionen mit extremer Präzision. Daher stellt die Mikrobearbeitung die Fertigung, den Werkzeughersteller und den Beschichter vor grosse Herausforderungen. Schliesslich sind nicht alle Erfahrungen aus der konventionellen Zerspanung ohne Weiteres übertragbar. So unterschiedlich die Zerspanungsparameter und die zu zerspanenden Materialien in der Mikrobearbeitung auch sind, so verschieden sind auch die Lösungsansätze zur Optimierung der Geometrie und der Oberfläche des Werkzeuges. Modernste Beschichtungstechnologien, die in der Lage sind, innovative Materialkombinationen mit auf die Anwendung massgeschneiderten Eigenschaften sowie hoher Härte sehr glatt wirtschaftlich abzuscheiden, leisten hier einen erheblichen Beitrag, wie Kurapov in seinem Referat aufzeigte.

Triag: Effizientes Zerspanen dank stabiler Aufspannung

Der Wettbewerbsdruck auf Schweizer im Maschinenbausektor hat in den letzten Jahren stetig zugenommen. Um diesem Druck standzuhalten, müssen Betriebe in Technologien investieren und so ihre Wirtschaftlichkeit steigern. Durch gezielte Investitionen in Technologie und Produktentwicklungen können Unternehmen ihre langfristige Wettbewerbsfähigkeit wahren sowie Marktanteile gewinnen. Eines dieser innovativen Produkte ist laut Dashmir Ramadani, Verkaufsleiter bei Triag, der Mineralguss. Durch den Einsatz dieses Materials als Würfel für Horizontalmaschinen kann die Effizienz der Maschinen gesteigert werden – und damit verbunden auch die Rentabilität des Unternehmens. Das geringe spezifische Gewicht ermöglicht zum einen eine optimale Beladung der Maschine. Die 10-fach bessere Vibrationsdämpfung im Vergleich zu Grauguss ermöglicht ausserdem eine bessere Oberflächengüte sowie bessere Standzeit der eingesetzten Werkzeuge. Und nicht zuletzt spiele auch der Umweltfaktor eine wesentliche Rolle, Mineralguss sei wesentlich ökologischer als Grauguss, so der Spezialist von Triag.

Rego-Fix: Sichere Werkzeugspannung

Rego-Fix produziert und vertreibt als international tätiges Familienunternehmen in der zweiten Generation hochpräzise Werkzeugspannsysteme. Eines davon ist Powrgrip, auf welches Pascal Forrer, Sales & Marketing Director sowie Mitglied der Geschäftsleitung, den Fokus seines Referats legte. Die einfache Nutzung des zangenbasierten Press-Fit-Verfahrens presst rein mechanisch und ohne Hitze Schneidwerkzeuge mit 90 kN im Spannzangenhalter ein. Die Vorteile dabei: Spannung in weniger als 8 Sekunden, einfachste Bedienung, dank Spannzange mehrere Schaftdurchmesser im selben Halter nutzbar und ein garantierter Rundlauf im System bei 3xD1 von 3 µm. Dass dies nicht nur leere Worte sind, zeigte der Rego-Fix-Spezialist anhand von Praxisbeispielen auf.

Urma: Höchstleistungen durch Reibahlen in kritischen Anwendungen

Schwerzerspanbare Materialien, Härteunterschiede beim Material oder Bohrungen mit Unterbrüchen? Gerade hier kann mit individuell angepassten Hochleistungsreibahlen Zeit und Geld gespart werden. Am Zerspanungsseminar präsentierte Urma-Applikationsspezialist Gianni Bara erfolgreiche Beispiele von deren Einsatz in der Praxis. Die Vorteile liegen auf der Hand. «Bei Drehteilen zum Beispiel profitieren wir beim Reiben ganz klar vom Einsatz mehrerer Schneidezähne, die eine Werkzeugabdrängung auf ein Minimum reduzieren und so für eine absolut prozesssichere Bearbeitung sorgen.» so Bara. Bei einem anderen Werkstück mit starken Unterbrüchen brachten ein Führungsleistenwerkzeug und eine Schneidkantenbehandlung den gewünschten Erfolg. Zum Schluss gab es noch Lifehacks vom Bohrungsspezialisten: «Achten Sie unbedingt auch auf den Zustand und die Wartung Ihrer Maschine, auf die Aufspannung und wählen sie einen guten Kühlschmierstoff, der auch entsprechend gepflegt wird. Dann nämlich können unsere Reibahlen das volle Potenzial ausschöpfen.»

IHI Ionbond: Innovative CVD-Technologie für Zerspanungsanwendungen

Eine Werkzeugbeschichtung muss gleichzeitig das Substrat vor Wärme/Oxidation schützen und gewisse Eigenschaften aufweisen, wie Härte, Zähigkeit und dies sogar bei erhöhten Temperaturen – teilweise über 1100 °C. Zwei Beispiele, die solche Eigenschaften und gleichzeitig hervorragende Leistungen aufweisen, sind Al2O3 und TiAlN. Durch eine Weiterentwicklung der genannten Al2O3-Schicht, in diesem Fall durch die Steigerung der Schichthaftung zwischen Substrat und Beschichtung als auch durch gezielte Steuerung des Schichtaufwachsens in Kristallebene, kann diese nun als «Standard» für alle Drehanwendungen benutzt werden, erklärt Vasileios Papageorgiou, Product Manager bei IHI Ionbond. Damit aber nicht genug. Durch die Tiefdruck-CVD-Technologie, welche das Beschichten in einem Druckbereich unter 30 mbar erlaubt, hat das Unternehmen nun auch noch die TiAlN-Beschichtung weiterentwickelt. Das wichtigste Merkmal dieser Beschichtung ist das Erreichen eines sehr hohen Aluminium-Anteils in der Kristallstruktur, welcher bis jetzt und mit den herkömmlichen Technologien, wie PVD, unrealistisch war. Im Gegensatz zur Al2O3-Schicht ist das Applikationsfenster der TiAlN aber noch relativ schmal, da die Wendeplattenhersteller parallel das passende Substrat und die passende Geometrie für jede potenzielle Applikation zu entwickeln haben. Die Entwicklung wird hier aber nicht stillstehen, wie Papageorgiou den Teilnehmern versicherte.

Utilis: neue Anwendungsgebiete beim Aussenwirbeln

Das Aussenwirbeln auf Langdrehautomaten hat sich als Anwendung aus seinem angestammten Anwendungsbereich, der Medizinaltechnik, heraus bewegt. Immer häufiger werden auch Bauteile der Feinmechanik, Antriebstechnik und des allgemeinen Maschinenbaus damit hergestellt. Dabei wird das Potenzial dieses hochproduktiven Zerspanungsprozesses in neuen Anwendungen optimal ausgeschöpft und traditionelle Fertigungsmethoden abgelöst. Der grosse Vorteil: Das Gewinde wird in einem Schnitt fertiggestellt. Durch die enorm verkürzten Bearbeitungszeiten erreicht man eine grosse Produktivitätssteigerung, und das bei hoher Oberflächenqualität, wie Mario Macario, CEO der Utilis AG, am Zerspanungsseminar den Besuchern versicherte. Zahlreiche Beispiele aus der Praxis untermauerten seine These. SMM

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