Zukunft des Fahrstuhls Thyssenkrupp stellt seillosen, horizontal fahrenden Lift vor
Mit der ersten Fahrt des ersten seillosen und seitwärts fahrenden Fahrstuhlsystems, das den Namen Multi trägt, präsentiert Thyssenkrupp eine der wegweisendsten Erfindungen in der Aufzugindustrie seit dem 19. Jahrhundert. Mit ihm kennt Architektur noch weniger Grenzen und dabei werden gleichzeitig die Kosten gesenkt.
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Lange erwartet, wird das Konzept nun Realität, indem Thyssenkrupp die erste voll funktionsfähige Einheit im neu errichteten Testturm im baden-württembergischen Rottweil vorstellt. Statt eine Kabine pro Schacht auf- und abfahren zu lassen, bietet der Multi die Möglichkeit, viele Kabinen unabhängig voneinander zirkulieren zu lassen, vergleichbar mit einem U-Bahn-System. Ein mehrstufiges Bremssystem schützt die seillosen Kabinen, die über ein redundantes, kabelloses EDV- und Energiemanagement verfügen.
Das neue System kennt kein Limit
Andreas Schierenbeck, CEO von Thyssenkrupp Elevator begrüsste auf der feierlichen Veranstaltung zur Produktvorstellung rund 200 aus aller Welt angereiste Gäste. Unter ihnen Coen van Oostrom, CEO von OVG Real Estate, und Antony Wood, geschäftsführender Direktor des Council on Tall Buildings and Urban Habitat
(CTBUH). Während die Städte wachsen und Gebäude grösser und höher werden, sehen sich Planer und Architekten mit der zunehmenden Herausforderung konfrontiert, eine steigende Anzahl von Menschen bequem und schnell an ihr Ziel zu bringen. Multi hilft, dieses Problem zu lösen: Transportkapazitäten können mit ihm laut dem Hersteller um bis zu 50 Prozent gesteigert werden, gleichzeitig können die bei konventionellen Aufzugssystemen auftretenden Spitzen beim Energieverbrauch um bis zu 60 Prozent abgesenkt werden. Allein diese beiden Faktoren werden die Mobilität in Hochhäusern verbessern. Im Gegensatz zum seilgebundenen Aufzug unterliegt die neue Technologie keinerlei Beschränkungen.
Das neue System kennt kein Limit in der Höhe und kann sowohl vertikal als auch horizontal fahren. All dies bietet neue architektonische Möglichkeiten und Gebäudedesigns.
Flächen- und Kosteneinsparungen möglich
«Wir sind davon überzeugt, dass Multi die Art und Weise, wie sich Menschen in ihrer gebauten Umwelt bewegen, wie sie leben und arbeiten, fundamental verändern wird», sagt Andreas Schierenbeck, «er kann Wartezeiten deutlich verringern und sorgt für einen erheblichen Gewinn an Nutzfläche in Gebäuden.» Und fügt hinzu: «Multi ist der Schlüssel zum Umbruch in der Aufzugsindustrie.» Die neue Technologie benötigt weniger und kleinere Schächte als konventionelle Systeme und kann so die nutzbare Fläche in Gebäuden um bis zu 25 Prozent erhöhen. Das bietet einen klaren Vorteil gegenüber seilgebundenen Aufzugssystemen. Diese benötigen bis zu 40 Prozent der Geschossfläche für Schächte und technische Ausstattung. Ein weiterer Vorteil des Multi ist ein gleichmässiger Energieverbrauch ohne erhebliche und kostentreibende Stromspitzen. Auf diese Weise ist ein effizienteres Energiemanagement möglich. Dadurch sinken auch die Investitionskosten für die Stromversorgungsinfrastruktur.
Erster Multi wird in Berlin installiert
Der erste Fahrstuhl dieses Typs wird in einem neuen Gebäude in Berlin installiert. Geplant hat das Haus OVG, die Aufmerksamkeit erhielt durch das «weltweit nachhaltigstes Bürogebäude The Edge». «Wir freuen uns, als Partner von Thyssenkrupp die ersten Multi-Aufzüge in unserem neuen Projekt, dem East Side Tower in Berlin, zu installieren», erläutert Coen van Oostrom, CEO OVG Real Estate. Das Gebäude entsteht nahe der Mercedes-Benz-Arena und der Warschauer Strasse. «Das hat Potenzial, ein neuer Orientierungspunkt der Berliner Skyline zu werden», sagt van Oostrom weiter. Als vielleicht die bedeutendste Entwicklung seit der Erfindung des Sicherheitsaufzugs vor gut 165 Jahren, bezeichnete der geschäftsführende Direktor des CTBUH Antony Wood das neue Liftsystem. «Hierin liegt die Chance, die Fahrstuhlindustrie in grossem Massstab zu transformieren und die Art und Weise, wie grosse Gebäude konzipiert werden, komplett zu verändern», schliesst Wood ab. SMM
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