Neue Studie für den Wankelmotor Senji Hoshino: Hüter des Wankel-Grals

Autor / Redakteur: SP-X / Thomas Günnel

Im Rest der Autowelt hat man den Wankel-Motor fast vergessen. Doch in Japan hält man dem Prinzip der kreisenden Kolben eisern die Treue. Während Mazda auf der Motorshow in Tokio eine neue Wankel-Studie ins Rampenlicht rückt, pflegt ein Sammler in der Provinz die wankelmütigen Oldtimer.

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Im Rest der Autowelt hat man den Wankel-Motor fast vergessen. Doch in Japan hält man dem Prinzip der kreisenden Kolben eisern die Treue. Ein Sammler pflegt in der Provinz die wankelmütigen Oldtimer.
Im Rest der Autowelt hat man den Wankel-Motor fast vergessen. Doch in Japan hält man dem Prinzip der kreisenden Kolben eisern die Treue. Ein Sammler pflegt in der Provinz die wankelmütigen Oldtimer.
(Foto: SP-X/Benjamin Bessinger)

Die Legende lebt: Egal ob bei den jugendlichen Schnellfahrern auf dem nächtlichen Autobahnring rund um Tokio, bei abenteuerlichen Tunern wie Isami Amemiya zwischen in einem schmuddeligen Industriegebiet auf dem Weg zum Hafen oder in den Büros der Mazda-Zentrale in Hiroshima. Während der Rest der Auto-Welt den Wankelmotor nur noch als eine Fussnote in der PS-Geschichte kennt, ist das Prinzip der kreisenden Kolben in Japan noch immer en vogue und die entsprechenden Sportwagen von Mazda haben eine eiserne Fan-Gemeinde.

Gralshüter Senji Hoshino

Einer ihrer Gralshüter ist der Mechaniker Senji Hoshino, der sich weltweit als Wankel-Papst einen Namen gemacht hat und dessen Werkstatt mittlerweile zum zentralen Kurort für Cosmonauten geworden ist. Wohl nirgends kennt man sich so gut mit dem Mazda Cosmo aus, mit dem die Geschichte vor fast genau 50 Jahren begonnen hat, wie bei der Star Field Garage anderthalb Stunden nördlich von Tokio.

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Dabei ist Senji San für den Cosmo eigentlich viel zu jung. Als Mazda den winzigen Wankelsportler 1967 auf den Markt gebracht hat, ging der Japaner schliesslich noch in den Kindergarten. Doch als er knapp 15 Jahre später als Kfz-Mechaniker bei Mazda angefangen hat, war es um ihn geschehen. „Da habe ich meine Leidenschaft für den Wankelmotor entdeckt“. Als ihm dann auf der Autobahn auch noch ein alter Cosmo vor die Nase kam, ist er dem Besitzer so lange hinterher gefahren, bis er erst Namen und Adresse, und ein Jahr sowie geschätzte hundert Telefonate später auch seinen Wagen hatte. „Den musste ich einfach haben“, sagt Hoshino. Und weil Mazda in gerade einmal fünf Jahren keine 1.200 Cosmo gebaut hat, brauchte es schon ein wenig Nachdruck und Beharrlichkeit, um in so ein Coupé zu kommen. „Denn viel mehr als 300 Autos haben die Zeit nicht überlebt“, rechnet Hoshino vor.

Die Star Field Garage

Zwar musste er seinen ersten Cosmo wieder verkaufen, als er für sich und seine Frau ein Haus gebaut hat. Doch diese leidenschaftliche Affäre hatte Folgen: Mittlerweile ist Hoshino Chef der Star Field Garage etwa anderthalb Autostunden nördlich von Tokio und ein weltweit anerkannter Cosmo-Spezialist: Fast immer, wenn irgendwo in Japan, den USA oder Europa einer der raren Renner streikt, klingelt bei ihm das Telefon. Und bei allen anderen Wankel-Modellen von Mazda kennt er sich natürlich auch bestens aus: Luce, Caroll, RX-3 oder RX-8 – kein Kreiskolben-Motor, an dem er nicht regelmässig schrauben würde. Mittlerweile hat er darin so viel Erfahrung, dass selbst der Hersteller gelegentlich bei ihm auf der Matte steht. „Wenn die bei einem Problem nicht weiterwissen, kommen sie zu mir“, erzählt Hoshino.

Im Schnitt 50 Fahrzeuge jährlich

„Aber die Hälfte meiner Zeit verbringe ich tatsächlich mit dem Cosmo“, sagt der Chef von einem knappen Dutzend Mitarbeitern. Ständig seien mindestens 15 Autos bei ihm in der Werkstatt und im Schnitt betreut er 50 Cosmonauten im Jahr. „Die meisten melden sich wegen defekter Motoren oder haben Probleme mit dem Öldruck“, plaudert er aus dem Werkzeugkoffer. Dann kramt er die passenden Ersatzteile aus seinem Lager oder fertigt manche Teile auch mal nach. „Aber viele Autos habe ich auch komplett überholt“, sagt Hoshino. Bis zu zwei Jahre ist er damit beschäftigt, wenn er Motor, Fahrwerk, Karosserie und Innenraum auf Vordermann bringen soll. Dann allerdings sieht der Wagen wieder aus wie neu, sagt er stolz und zeigt in den hochglanzpolierten Motorraum seines eigenen Cosmo, mit dem er pro Jahr immerhin 5.000 Kilometer unterwegs ist. Zwar kostet der Spass den künftigen Besitzer bis zu drei Millionen Yen. Doch wird so selbst aus einer üblen Rostlaube ein Schmuckstück, dessen Wert Hoshino auf sechs bis sieben Millionen Yen (52.000 Euro) taxiert.

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