Steeltec: Hochfester Spezialblankstahl Stahl für innovative Gewehrverschlüsse
Der oberbayerische Büchsenmachermeister Peter Fortner fertigt den von ihm entwickelten Geradezugverschluss für Biathlongewehre aus hochfestem Spezialblankstahl von Steeltec im schweizerischen Emmenbrücke.
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Biathleten feuern nach Schätzung von Peter Fortner jährlich etwa 15 000 Schuss. Zusätzlich bewegen sie den Verschluss ihrer Gewehre Hunderte Male «trocken», also ohne Patrone in Magazin und Gewehrlauf. Sportwaffen sind enorm hohen Beanspruchungen ausgesetzt. Im Winter müssen die Oberflächen kalter Witterung und auch Feuchtigkeit und Handschweiss unbeschadet widerstehen. Wie Peter Fortner berichtet, sollen Sportwaffen zudem lange funktionstüchtig bleiben und genau treffen: «Wer sich ein Sportgewehr zulegt, will es gerne mindestens 25 Jahre lang benutzen», sagt Peter Fortner und erläutert: «Entsprechend langlebig müssen unsere Verschlüsse sein. Deswegen benötigen wir dafür einen widerstandsfähigen und beständigen Stahl.» Die geforderten hohen Festigkeiten lassen sich meist mit Wärmebehandlungen verwirklichen. Die wiederum bergen aber das Risiko, dass sich die Bauteile verziehen. Das ist aber unbedingt zu vermeiden. Nur so können die Gewehre zielgenau treffen. Darüber hinaus verursacht Verzug durch Wärmebehandlungen langwierige und unwirtschaftliche Nachbearbeitung. Um dieses komplexe Problem zu vermeiden, fertigt die Büchsenmanufaktur Peter Fortner ihre Gewehrverschlüsse aus Spezialblankstahl von Steeltec im schweizerischen Emmenbrücke.
Wärmebehandlung entfällt
Zunächst für den innovativen Geradverschluss eingesetzte, schlecht spanend bearbeitbare Werkstoffe wie Stahl 1.7131 (16MnCr5) und Vergütungsstähle 1.7225 und 1.7227 (45CrMo4 beziehungsweise 45CrMoS4) bewährten sich nicht. Für eine rationelle Fertigung fertigt der oberbayerische Büchsenmacher Komponenten für Gewehrverschlüsse aus den hoch- und höherfesten Spezialstählen ETG 100 und HSX Z12 sowie aus dem Einsatzstahl ESP 65 von Steeltec. Das Verschlusshinterteil, das den Verschluss verriegelt, besteht aus ETG 100. Aus den Stählen HSX Z12 und ESP 65 wird die Hauptkomponente, die Systemhülse, gefertigt. Letztere führt die komplette Verschlusseinheit. Diese wiederum verschliesst die Kammer, in der die eigentliche Explosion beim Schuss stattfindet, nach hinten. Verschlüsse sind speziell im Biathlon einer immensen Belastung ausgesetzt, insbesondere wegen der ausserordentlich grossen Anzahl an Schüssen. Deswegen müssen die Werkstoffe, aus denen die Verschlussteile gefertigt sind, über eine hohe Festigkeit verfügen. Zudem zählt hohe Präzision, da jeglicher Verzug die Leichtgängigkeit des ganzen Verschlusssystems vermindert und beeinträchtigt.
Weniger Kosten-, Zeit- und Logistikaufwand
Bereits ohne Wärmebehandlung verfügen die Stähle über ausreichende Festigkeiten. Bei der Stahlsorte ETG 100 sind dies 960 bis 1100 Mp Zugfestigkeit, bei der Sorte HSX Z12 950 bis 1200 Mp. Nach dem Bearbeiten entfällt also die ansonsten bei üblichen Vergütungsstählen erforderliche Wärmebehandlung – Härten und Anlassen. Dadurch entfallen auch nachbearbeitende Schritte wie Richten, Schleifen und Entgraten. Für ausreichenden Korrosionsschutz nitriert der Büchsenmacher Peter Fortner die Verschlussteile. Das gelingt ohne Verzug. Account Manager Wolfgang Birke von Steeltec beschreibt die Vorteile der hochfesten Stähle: «Unsere Spezialstähle sind hoch- beziehungsweise höherfest, lassen sich aber trotzdem gut zerspanen. Weil keine Wärmebehandlung und entsprechende Nachbearbeitung nötig sind, spart der Büchsenmacher Peter Fortner in der Produktion Kosten, Zeit und logistischen Aufwand.» Auch aus dem Einsatzstahl ESP 65 fertigt der Verschlusshersteller Systemhülsen. Dieser hinsichtlich der Zerspanung optimierte Stahl erfordert allerdings nach wie vor eine Wärmebehandlung. Dafür lassen sich aber sehr hohe Festigkeiten erreichen. Die Eigenschaften bleiben über Chargen hinweg gleich, der Einsatzstahl sorgt für eine hohe Prozesssicherheit. Vom Lieferanten Steeltec bekommt der Büchsenmacher die Stähle für seine Verschlusskomponenten seit drei Jahrzehnten über den süddeutschen Systemdienstleister für Stahl, Edelstahl und Aluminium Günther + Schramm. Der stellt den Spezialblankstahl als Stangen mit 32 mm Durchmesser zur Verfügung. Zum Drehen und Fräsen der Verschlusskomponenten trennt Peter Fortner 200 mm lange Abschnitte von den Stangen. - kmu - SMM
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