Prozessgesteuerte Zugangssicherung ohne Muting-Sensoren Effiziente Safety-Lösungen

Redakteur: Silvano Böni

Witron gehört zu den Marktführern, wenn es um die Planung und Realisierung von hochdynamischen Lager- und Kommissioniersystemen in der Intralogistik geht. Unabdingbar in solchen Systemen sind effiziente Safety-Lösungen. Hier vertraut das Unternehmen auf die Expertise von Leuze.

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In hochdynamischen Lager- und Kommissioniersystemen sind effiziente Safety-Lösungen unabdingbar.
In hochdynamischen Lager- und Kommissioniersystemen sind effiziente Safety-Lösungen unabdingbar.
(Bild: Leuze)

Wenn Mensch und Maschine in einer technischen Umgebung aufeinandertreffen, müssen Maschinen- und Anlagenteile binnen einem Bruchteil von Sekunden gestoppt werden können. «Die Sicherheit aller Personen, die in einem der vielen Logistikzentren unserer Kunden überall auf der Welt arbeiten, ob in der Industrie, im Retailbereich oder Service, ist das höchste schützenswerte Gut», erklärt Stephan Schmid, Projektingenieur im Bereich Entwicklung Steuerungstechnik bei Witron. Bedeutet: entsprechende Bereiche werden von Witron mit Sicherheitseinrichtungen oder Umzäunungen ausgestattet, die den geltenden Standards und Normen entsprechen, um so Unfallrisiken gar nicht erst entstehen zu lassen.

Weil man in einem vernetzten, mechanisierten System jedoch nicht alle Bereiche, in denen Mensch und Maschine aufeinandertreffen, komplett einzäunen kann, arbeitet Witron zum Beispiel an Förderstrecken mit Sicherheits-Lichtvorhängen. Diese müssen zuverlässig Mensch und Ware unterscheiden.

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Informationen: www.smm-kongress.ch

Die klassische Sicherheitslösung

Betroffene Bereiche müssen speziell in der Intralogistik sowie in der Automobil- und Verpackungsindustrie durch optische Sicherheits-Sensoren gekennzeichnet werden. Damit die Annäherung von Fördergut an ein Schutzfeld eindeutig erkannt und dieses zum richtigen Zeitpunkt zur Durchfahrt überbrückt wird, wurden branchenweit in der Vergangenheit Muting-Prozesse mit signalgebenden Muting-Sensoren eingesetzt. Diese Sensoren wurden zusätzlich zu den Sicherheits-Lichtvorhängen installiert und ermöglichten, dass Paletten und Fördergut unterbrechungsfrei ein- und ausfahren konnten. Vor und hinter dem Sicherheits-Lichtvorhang geht es allerdings meist «eng» zu. So führte der zusätzliche Einsatz von überbrückenden Sensoren meist zu einem Mehrbedarf an Platz, wodurch die Anlage weniger kompakt ausgeführt werden konnte. Auch der Installations- und Serviceaufwand für deren zusätzlichen Aufbau, Justage und Rejustage waren mit Mehraufwand verbunden. «So kam bei Witron der Wunsch auf, eine Lösung zu finden, welche die Prozesssicherheit, Anlagenverfügbarkeit sowie eine einfache Bedienung miteinander vereint», erklärt Schmid.

Muting neu erfunden

Zu jenem Zeitpunkt hatte Leuze Electronic für diese Anforderung zwar noch keine praktische Antwort parat, aber bereits eine Projektidee: «Smart Process Gating» − basierend auf seinen Sicherheits-Lichtvorhängen MLC. Leuze stellte diese seinem Schlüsselkunden Witron in einer sehr frühen Entwicklungsphase vor. Das Unternehmen war von dieser Idee schnell überzeugt und begleitete die Leuze-Entwicklung in zahlreichen Praxistests. So wurde «Smart Process Gating» auf Herz und Nieren bei und von Witron auf dessen Teststrecken in seinem Firmenstammsitz in Parkstein getestet und gemeinsam im Detail optimiert. «Das Ergebnis kann sich sehen lassen: es entstand eine clevere Lösung, welche die Anforderung der Arbeitssicherheit kombiniert mit einer hohen Prozesssicherheit und Anlagenverfügbarkeit vereint», erläutert Josef Apfelbeck, Key Account Manager und Spezialist für Intralogistik bei Leuze. Mit «Smart Process Gating» entstand ein neues Verfahren, womit Muting-Prozesse einfacher, kompakter und stabiler ausgeführt werden können. Mit dem auf Basis seiner Sicherheits-Lichtvorhänge MLC entwickelten SPG-Verfahren kann auf die bisher notwendigen signalgebenden Sensoren gänzlich verzichtet werden. Fördersysteme können somit kompakter ausgeführt werden. Zudem entfällt in der Betriebsphase die Gefahr von Dejustage oder Beschädigung der Sensoren ebenso wie der Aufwand für deren Wartung und Instandhaltung. Dadurch wird die Verfügbarkeit der gesamten Sicherheitseinrichtung erhöht und zusätzlich weitere praxisbezogene Risiken reduziert.

Beim SPG kommt das erste Muting-Signal von der Prozess-Steuerung (SPS), während das zweite durch das Schutzfeld selbst erzeugt wird. Smart Process Gating setzt daher einen kontrollierten Materialfluss voraus, damit die nötigen SPS-Steuersignale exakt im erwarteten Zeitfenster zur Verfügung gestellt werden. Der Sicherheits-Lichtvorhang MLC 530 in der Variante mit «Smart Process Gating» ist vom TÜV sicherheitstechnisch zertifiziert.

In Kombination mit einer Standard-Steuerung kann ein Performance-Level PL d erreicht werden, was für viele Anwendungen in der Intralogistik ausreichend ist. Mit einer Sicherheitssteuerung ist aber auch ein Performance-Level PL e erreichbar.

Nichts geht ohne

Leuze und Witron verbindet seit Anfang der 90er eine langjährige Kunden-Lieferanten-Beziehung, die auf einer vertrauensvollen Zusammenarbeit mit gegenseitigem Respekt basiert. «Viele Stunden harter Entwicklungsarbeit, gemeinsamen Projektierens, Diskutierens, Testens an den Materialschleusen von Test-Förderstrecken mit Witron als starkem Partner an unserer Seite haben zu einem Ergebnis geführt, das sich sehen lassen kann», sagt Apfelbeck stolz. Schmid erklärt: «Charmant für Witron ist vor allem die Stabilität und hohe Verfügbarkeit der Sicherheitseinrichtung – und das zu reduziertem Aufwand. Das bestätigen unsere On-site-Teams wie auch unsere Kunden.» Seit Herbst 2016 setzt Witron auf Smart Process Gating und diese neue Technologie als Standard in all seinen Projekten weltweit ein – im Retailbereich ebenso wie in der Industrie oder dem Service. Von Witron projektierte Anlagen mit SPG als Sicherheitseinrichtung stehen mittlerweile in Frankreich ebenso wie in Norwegen oder den USA. Wie alles, was das Werk in der Oberpfalz gen Endkunde verlässt, wurden die Sicherheitsmodule auf der Teststrecke in Parkstein getestet. Auch für interne, eigene Schulungszwecke setzt das Unternehmen «Smart Process Gating» und auch andere Sensorlösungen von Leuze ein: sei es der messende Sensor AMS im Bereich des Hochregallagers oder der Barcodeleser BCL 300 zum Identifizieren von Codes. Neu im Einsatz im Bereich Regalbediengeräte ist die Leuze-Datenübertragungs-Lichtschranke DDLS 500 mit EtherCAT-Schnittstelle. «Nichts verlässt unser Haus, bevor wir eine neue Komponente oder eine neue Technologie nicht selbst ausführlich getestet haben. Nur was sich im Praxistest bewährt hat, empfehlen wir unseren Kunden – das ist unsere Philosophie», sagt Schmid: «Auch das Smart Process Gating musste zahlreiche Härtetests bestehen. Heute überzeugt es uns auf ganzer Linie und wird von uns standardmässig in Projekten mit Materialfluss eingesetzt.» SMM

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