Bystronic: Digitalisierung in der Blechbearbeitung Smart Factory ermöglicht, in Echtzeit zu optimieren

Von Lesedauer: 5 min

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In Hapert, nahe Eindhoven (NL), erstellt die VD Leegte Metaal gemeinsam mit Bystronic eine Smart Factory. Geschäftsführer Toine van de Rijdt berichtet über 99,5 Prozent von Reststoffen freie Schneidteile, über die Integration von Maschinen unterschiedlicher Hersteller und über seine Vision von Industrie 4.0.

Die Laserschneidmaschine Bystar Fiber verfügt über 12 kW Laserleistung und ist mit einer automatischen Sortierlösung ausgestattet und über automatisierte Linearsysteme mit dem zentralen Blechlager verbunden.
Die Laserschneidmaschine Bystar Fiber verfügt über 12 kW Laserleistung und ist mit einer automatischen Sortierlösung ausgestattet und über automatisierte Linearsysteme mit dem zentralen Blechlager verbunden.
(Bild: ArchiCGI)

SMM: Herr van de Rijdt, welchen Stellenwert hat der Bau der Smart Factory für VD Leegte Metaal?

Toine van de Rijdt: Das Smart-Factory-Projekt hat bei uns höchste Priorität. Im derzeitigen wirtschaftlichen Umfeld müssen wir sicherstellen, die hohen Anforderungen des Markts erfüllen zu können. Wir kämpfen in Europa mit einem Arbeitskräftemangel. Es ist schwierig, neue Mitarbeitende zu rekrutieren. Das dürfte sich auch in Zukunft nicht ändern. Nun aber macht es die Smart Factory möglich, die Produktion vollständig zu automatisieren.

So können sich unsere bestehenden Mitarbeitenden auf anspruchsvollere Aufgaben konzentrieren. Dank der Automation in der Smart Factory werden wir mit der gleichen Mitarbeiterzahl mehr produzieren.

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Welche weiteren Ziele verfolgen Sie mit der Smart Factory?

T. van de Rijdt: Mit diesem Projekt wollen wir Doppelspurigkeit im Büro vermeiden. Im Moment arbeiten wir mit den IT-Abteilungen von Bystronic und der VDL Groep, der Muttergesellschaft von VD Leegte Metaal, daran, die Kommunikation zwischen unserem ERP-System und dem Shopfloor sowie vom Shopfloor zurück zu unserem ERP-System zu verwirklichen und zu gewährleisten. Wenn wir eine Echtzeitverbindung zwischen den Ebenen haben, werden Dinge nicht doppelt gemacht.

Wo in der Fertigung steigert die Smart Factory die Effizienz?

T. van de Rijdt: Viele Prozesse laufen vollständig automatisch ab. Alles wird schneller. Zum Beispiel der Materialtransport. Wir bauen gerade ein grosses Blechlager mit 1'400 Kassetten. Mit diesem vollautomatischen Lager fallen viele logistische Tätigkeiten weg, die früher von einem Lagerbediener erledigt werden mussten. Dadurch sparen wir viel Zeit, die wir für produktivere Arbeiten nutzen können.

Wie wird das Material an den Laserschneidmaschinen gehandhabt?

T. van de Rijdt: Jede Laserschneidanlage ist mit einer Sortierlösung ausgestattet. Alle geschnittenen Blechteile werden automatisch auf die Paletten sortiert. Wir haben auch zwei Roboter-Biegezellen. Die geschnittenen Bleche gehen direkt zur Biegemaschine, sodass wir rund um die Uhr produzieren können. Vom Laserschneiden über das Sortieren und Biegen bis hin zur Logistik unseres Lagers ist alles vollständig automatisiert. Der Transport zwischen den Maschinen und dem Lager wird durch AMR, autonome mobile Roboter, sichergestellt.

Was fasziniert Sie persönlich an der Smart Factory?

T. van de Rijdt: Wir machen einen gewaltigen Schritt vorwärts. Unsere Mitarbeitenden werden zum Beispiel von schwerer Arbeit entlastet. Und die Automation der derzeitigen Prozesse ist nur der Anfang. Auch das Roboterschweissen soll weiter automatisiert werden. Darüber hinaus faszinieren mich die Möglichkeiten, die uns die gesammelten Daten eröffnen. Wir können nun die Leistung der Prozesse in Echtzeit überwachen und die Produktion bei Bedarf umgehend optimieren. In der Smart Factory lassen sich jederzeit Verbesserungsprozesse einleiten. Zu guter Letzt möchte ich noch die Integration von Maschinen unterschiedlicher Hersteller in den Gesamtproduktionsprozess erwähnen – das bietet zusätzlich grosses Potenzial.

Welche Veränderungen bringt die Smart Factory in Bezug auf die Arbeitsdynamik?

T. van de Rijdt: Die Veränderungen sind enorm. In Zukunft müssen die Bediener dafür sorgen, dass die Maschine fehlerfrei bleibt und die Maschinen mithilfe der Shopfloor-Software und der Anlagenplanung in Produktion gehalten werden. Eine der Prioritäten ist also die vorbeugende Wartung. In der Smart Factory sind wir auch auf zusätzliche Mitarbeitende mit unterschiedlichem Ausbildungshintergrund angewiesen – das gilt sowohl in der Produktion als auch im Büro.

Und wie verändert sich die Organisation der Produktion?

T. van de Rijdt: Von der Planung bis zur Produktion laufen die Prozesse heute in der Regel Schritt für Schritt ab. Mit den Daten, die wir heute haben, können wir Prozesse viel effizienter planen und durchführen. Wir haben immer die Möglichkeit, in Echtzeit die beste Lösung zu finden, je nach Auftragslage können wir umschalten.

Wie sehen Ihre Pläne für die Zukunft aus?

T. van de Rijdt: Alle reden von Industrie 4.0. Aber eigentlich ist es noch ein weiter Weg bis zur Verwirklichung dieses Konzepts. Ich denke, wir haben heute Industrie 2.0. Unser nächster Schritt ist eine Online-Integrationslösung. Das beinhaltet, dass unsere Kunden einfacher ihre Bestellung aufgeben können und unsere Produktion unverzüglich informiert ist, was zu tun ist. Ich sehe auch viel Potenzial bei Schweissrobotern. Gemeinsam mit Universitäten und Zulieferern arbeiten wir an neuen Lösungen für den Prozessschritt Schweis­sen.

Welche Fortschritte haben Sie in Zusammenarbeit mit Bystronic verwirklicht?

T. van de Rijdt: Im Jahr 2020 haben wir die Bystar Fiber 12 Kilowatt mit einer automatischen Sortierlösung gekauft. Das hat im Prinzip gut funktioniert. Wir sind damit zufrieden, bis auf Reste, Schneidbutzen, die nach dem Schneiden und Sortieren bestimmter Blechteile übrig bleiben können. Ehemals gingen die geschnittenen Bleche durch die Hände unserer Mitarbeitenden, die sie kontrollierten und dafür sorgten, dass Restmaterial entfernt wurde. Wenn die Sortierung automatisch erfolgt, fehlt diese Qualitätskontrolle. Wir verlangten daher, dass Schneidbutzen und Blechreste bis auf ein absolutes Minimum reduziert werden. Deshalb haben wir mit Bystronic eine Vereinbarung zur gemeinsamen Entwicklung restefreier Produkte getroffen.

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Ist es gelungen, anhaftende Schneidbutzen zu minimieren?

T. van de Rijdt: Ja, etwa 99,5 Prozent der Produkte sind heute frei von Resten. Bystronic entwickelte für die Bysort ein zweistufiges Verfahren, das Produkt und Reststoffe trennt. Die Lösung besteht aus Vibrationswerkzeugen und einem Kipptisch. Das ist eine der Innovationen aus der gemeinsamen Entwicklung. Eine weitere Innovation dreht sich um die Reinigung der Schneidtische. Auch diesen Arbeitsschritt würden wir gerne mannlos erledigen.

Was halten Sie generell von Co-Creation?

T. van de Rijdt: Sie ist sehr wichtig. Wenn man die Kräfte aller Unternehmen bündelt, wird man gemeinsam stärker und smarter. Wenn man weiss, was der andere möchte und welche Kenntnisse er hat, kommt man zu den besten Lösungen. Das ist wahre Stärke durch Kooperation.

Wie beurteilen Sie Ihre Zusammenarbeit mit Bystronic?

T. van de Rijdt: Insgesamt sind wir mit der Zusammenarbeit sehr zufrieden. Bystronic hat zwei Projektleiter am Entstehungsort unserer Smart Factory. Die Kommunikation ist sehr gut und die Reaktionszeiten sind sehr kurz. Derzeit verhandeln wir mit Bystronic Benelux auch über einen 24/7-Wartungsvertrag.

Herr van de Rijdt, vielen Dank für diese Informationen.

SMM

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