Schweizer Konjunktur harzt Verarbeitendes Gewerbe im Abschwung
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Die Geschäftslage der Schweizer Wirtschaft ist so ungünstig wie seit zwei Jahren nicht mehr, wie der KOF Geschäftslagenindikator zeigt. Der Preisauftrieb nimmt dagegen in nahezu allen Wirtschaftsbereichen ab. Auch der Fachkräftemangel ist nicht mehr ganz so akut wie zuletzt.

In der Mehrzahl der befragten Wirtschaftsbereiche trübt sich die Geschäftslage im Juli ein – im Verarbeitenden Gewerbe bereits den sechsten Monat nacheinander. Dieser Wirtschaftsbereich befindet sich im Abschwung. Zum ersten Mal seit Januar 2021 kommt der Indikator für die Geschäftslage dieser Branche wieder im negativen Bereich zu liegen. Besonders deutlich ist die Abwärtstendenz bei den exportorientierten Firmen. Aber auch die binnenorientierten befinden sich in einem Sinkflug. Der Vorrat an Aufträgen schmilzt weiter und die Produktionsplanungen der Unternehmen werden weniger positiv. Dementsprechend wollen sich die Umfrageteilnehmenden bei Vorproduktebestellungen vermehrt zurückhalten. Die Auslastung der Maschinen und Geräte sank in den vergangenen drei Monaten erneut und ist nun im mittelfristigen Vergleich in etwa durchschnittlich. Über nahezu alle Branchen hinweg ist der Vorproduktemangel erneut weniger ein Thema, ausser bei den Nahrungs- und Genussmittelherstellern. Insgesamt steigen die Sorgen über eine fehlende Nachfrage. Auch der Arbeitskräftemangel tritt hinter die Nachfrageproblematik zurück. Ein Personalaufbau wird immer seltener geplant.
Einen Dämpfer erhält auch der Dienstleistungssektor. Überdies geht der Geschäftslageindikator in den Branchen Finanz- und Versicherungsdienstleistungen, Baugewerbe und Projektierung etwas zurück. Eine positive Entwicklung nehmen im Juli dagegen die Konsumbereiche Detailhandel und Gastgewerbe.
Inflationserwartungen geben nach
Der Preisauftrieb nimmt in nahezu allen Wirtschaftsbereichen weiter ab. Vergleichsweise häufig sind Preisanhebungen im Gastgewerbe und bei den wirtschaftlichen Dienstleistungen geplant. In den anderen Wirtschaftsbereichen dürfte die Dynamik bei den Preisen in der nächsten Zeit gering sein. Das Bauhauptgewerbe rechnet sogar mit eher sinkenden Preisen für seine Leistungen. Die Erwartungen der Unternehmen über die eigene Preissetzung hinaus für die Entwicklung des Konsumentenpreisindex sind geringfügig weniger hoch als bisher. Die Unternehmen erwarten nun einen Anstieg der Konsumentenpreise in den nächsten zwölf Monaten um 2.5%. Im April gingen sie von 2.6% aus. Für die Inflation in fünf Jahren liegen die Erwartungen momentan bei 2.3% nach 2.5% im April.
Arbeitskräftemangel bleibt ein Problem, verliert aber an Schärfe
Die Unternehmen in der Schweiz suchen zwar insgesamt weiterhin zusätzliches Personal, allerdings sind die Einstellungspläne nicht mehr ganz so expansiv wie bislang. Dementsprechend ist der Arbeitskräftemangel in den Augen der Unternehmen weiterhin ein sehr dringendes Problem, es verliert aber im Verarbeitenden Gewerbe, im Baugewerbe und im Grosshandel im Vergleich zu bisher an Schärfe. Im Verarbeitenden Gewerbe und im Grosshandel sind die Sorgen über eine schwache Nachfrage derzeit drängender als die über fehlendes Personal. <<
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