Digitalisierung in der Montage Weniger Fehlerquellen: Heller digitalisiert Montage

Von Anne Richter

Im Maschinenbau wird viel über Digitalisierung und Industrie 4.0 geredet. Die Gebr. Heller Maschinenfabrik GmbH hat In der Montage ein massgeschneidertes Shopfloor Interface (SFI) entwickelt und realisiert. Dadurch kann viel Zeit eingesparen und Fehlerquellen sowie Bürokratie minimieren.

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Das SFI ist eine Anwendung, die den Mitarbeitern in der Montage eine 360-Grad-Sicht auf alle relevanten Informationen zur Maschine und zum Montageprozess ermöglicht.
Das SFI ist eine Anwendung, die den Mitarbeitern in der Montage eine 360-Grad-Sicht auf alle relevanten Informationen zur Maschine und zum Montageprozess ermöglicht.
(Bild: Heller)

Heller goes digital – und dazu ziehen alle Bereiche an einem Strang, berichtet der Werkzeugmaschinenhersteller aus Nürtingen. So hat die IT bei der Entwicklung eines Shopfloor Interfaces (SFI) Hand in Hand mit einem Team aus der Montage gearbeitet. Das Ergebnis: Eine Software, die sich vom ersten Tag an bewährt hat und sich recht einfach an zukünftige Anforderungen und Erweiterungen anpassen lässt. In Zeiten von sich schnell verändernden Prozessen ein absolutes Muss. Mittlerweile ist dieses Tool aus dem Arbeitsalltag genau so wenig wegzudenken wie etwa ein Drehmomentschlüssel.

Rundumblick auf die Maschine und den gesamten Prozess

«Unser SFI ist eine Anwendung, die den Mitarbeiter in der Montage eine 360-Grad-Sicht auf alle relevanten Informationen zur Maschine und zum Montageprozess ermöglicht», sagt Michael Stippler, Arbeitsvorbereitung Montage bei Heller. Alle damit verknüpften Daten sowie Dokumente können dort abgerufen und auch hinterlegt werden. Das reicht von Montageanleitungen über Stücklisten, Elektro- und Fluidikplänen bis hin zu Konstruktionszeichnungen. Seriennummern können ebenso erfasst werden wie Messwerte für die Qualitätsprüfung. Selbst die Rückmeldung zur Fertigstellung, die ihrerseits den Logistik-Prozess auslöst, erfolgt über das SFI.

Teamwork bei der Entwicklung optimiert die Bedienerfreundlichkeit

Was sich kompliziert anhört, ist für die Heller Mitarbeiter einfach anwendbar, schliesslich haben sie bei der Entwicklung mitgearbeitet. «Die Akzeptanz ist deshalb so gut, weil wir diejenigen, die mit diesem Instrument arbeiten, von Anfang an miteinbezogen haben. Unsere Kollegen bringen zudem regelmässig neue Ideen ein», ergänzt Stippler.

Jüngste interne Auswertungen bei Heller haben ergeben, dass Mitarbeiter, die das SFI nutzen, durch die Arbeitserleichterungen 15 bis 30 Minuten täglich einsparen. Rückmeldungen wie «Super, man muss nicht immer zum Rechner laufen», «Alles übersichtlicher», «Durch die Suchfunktion findet man alles viel schneller», «Die Seriennummer-Eingabe und das QR-Code-Scannen helfen uns sehr», geben den Entwicklern Recht. Neben viel Lob für das bisher erreichte gab es auch wieder viele Vorschläge der Mitarbeiter das SFI um neue Funktionalität zu erweitern – ganz im Sinne des user-zentrierten Ansatzes des Projekts.

Daten auf einfachem Weg zur Verfügung stellen

Die Daten selbst werden in den jeweiligen Backend-Systemen, wie zum Beispiel dem SAP ERP System, weiterverarbeitet. Das SFI hat im Prozess lediglich die Aufgabe, die Daten aller relevanten Systeme zusammenzuführen. Schliesslich ist es für einen User unerheblich, woher seine Daten kommen oder wo sie verarbeitet werden. Elementar ist es, dass sie zur Verfügung stehen, wo und wann er sie braucht – und das möglichst einfach und schnell.

Ein gutes Beispiel für ein erfolgreiches mobiles Datenhandling sind die Messwerte. Auch sie können inzwischen bei Heller mobil über unterschiedliche Messmittel erfasst und gespeichert werden, die per WLAN an das SFI angebunden sind. Ein Prozess, der ohne Papier und mit viel weniger Fehlerquellen auskommt, im Vergleich zur herkömmlichen Vorgehensweise, wenn Messwerte beispielsweise von Hand in eine Tabelle getippt werden. Der Aufwand für die Mitarbeiter ist vergleichsweise gering und sie können sich auf das Wesentliche konzentrieren.

Übertragung von Messdaten einfach über WLAN

Nach eingehenden Recherchen ist Heller auf das Angebot von Raaareware gestossen. Die Lösung des Heidelberger Unternehmens überzeugte, so dass in enger Zusammenarbeit eine sehr gute Anbindung aller Messmittel realisiert werden konnte. Alle Anforderungen der Anwender wurden erfüllt und das System liess sich reibungslos in das Heller SFI integrieren. Das Besondere an den Modulen von Raaareware, die nach IoT-Standard MQTT arbeiten: Die Datenübertragung erfolgt über WLAN, nicht über Bluetooth, mit dem Vorteil, dass stabile Funkverbindungen auch in einem schwierigen Umfeld wie beispielsweise aus einer Maschine heraus oder über grössere Entfernungen gewährleistet sind. Alle Messmittel können unternehmensweit direkt angesprochen und zentral verwaltet werden, während eine Verbindung via Bluetooth nur Punkt-zu-Punkt-Verbindungen erlaubt. «MQTT ist darüber hinaus unglaublich einfach, ohne Einbussen hinsichtlich der Leistungsfähigkeit», ergänzt Jochen Keil, Geschäftsführer von Raaareware.

Weitere Projekte zur Digitalisierung in der Pipeline

Heller plant, auch im internationalen mobilen Einsatz - beispielsweise im Bereich Service und in der Endabnahme von Heller Maschinen – die Messtechnik an Service Tablets anzubinden.

Die bereits realisierten Softwarelösungen werden also vom lokal begrenzten Einsatz auf einen globalen Einsatzbereich erweitert. Aber nicht nur in puncto Messtechnik treibt Heller die Digitalisierung voran. Michael Stippler gibt einen Ausblick: «Momentan arbeiten wir an der Integration des bestehenden Zeiterfassungssystems in das SFI – sodass die Mitarbeiter Zeitrückmeldungen auf Aufträge jederzeit mobil vornehmen können, und somit der Gang zu den zentralen Buchungsterminals entfällt.» -ari- SMM

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