Bauberger AG und BLS Eine Zugwerkstatt zieht um

Redakteur: Sergio Caré

Im Rahmen der Dreistandortstrategie der BLS muss die Werkstatt in Spiez in den nächsten Jahren umfassend saniert, modernisiert und ausgebaut werden. Die Bauberger AG realisierte dafür den Umzug der Werkstatt Spiez nach Bönigen: Damit die Fahrgäste auch in Zukunft in gut gewarteten Zügen reisen können.

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15 Mal fuhr der Bauberger-Lastwagen in Auftrag der BLS von Spiez nach Bönigen
15 Mal fuhr der Bauberger-Lastwagen in Auftrag der BLS von Spiez nach Bönigen
(Bild: Bauberger)

Ein lautes Quietschen ertönt, kurz bevor der Flachwagen in die BLS-Werkstatt in Bönigen einfährt. Der hohe lange Ton ist so laut, dass er bis zuhinterst in der Halle zu hören ist. Dort verbindet er sich mit dem Surren der laufenden Werkstattmaschinen und den Klopfgeräuschen zu einer kakofonen Symphonie, in einem Orchester ohne Taktmeister. Als ob des Lärms nicht genug, setzt irgendwo eine kreischende Säge zu einer Arie an. Nein, der Schweizer Maschinenmarkt hat neuerdings kein Feuilleton. Die beschriebene Szene stammt vom kürzlich stattgefundenen Umzug zweier Werkstätten der Lötschbergbahn. Die BLS AG ist eine der grössten Verkehrsunternehmungen der Schweiz. Neben dem Betrieb verschiedener Bahnlinien durch das Emmental, im Jura, im Seeland, im Simmental, nach Interlaken oder über die Lötschberg-Bergstrecke unterhält die BLS auch ein 420 Kilometer langes Eisenbahnnetz, 119 Bahnhöfe und Haltestellen sowie vier Montagewerkstätten. Letztere sichern saubere und gut gewartete Züge. Doch, die Werkstattanlage der BLS in Spiez ist baulich in einem schlechten Zustand. Im Rahmen der Dreistandortstrategie in der Instandhaltung der S-Bahn-Züge der BLS muss die Werkstatt in Spiez in den nächsten Jahren umfassend saniert, modernisiert und ausgebaut werden. Sie eignet sich bereits heute nicht mehr optimal für die Instandhaltung moderner Fahrzeuge – ein Problem, das sich in Zukunft mit längeren Zugkompositionen weiter verschärfen würde.

Ein Umzug von 150 Tonnen in mehreren Etappen

Damit die leichte Instandhaltung der Züge auf dem östlichen S-Bahn-Bern-Netz von 2017 bis 2019 durchgeführt werden kann, werden ab Ende 2017 die Arbeiten der schweren Instandhaltung von Spiez in die Werkstatt Bönigen verlagert. Und so kommt es, dass die schweren Werkzeugbänke mit dem Flachwagen in die Hallen im Berner Oberland gefahren werden. Damit der Umzug der Werkstätte für die schwere Instandhaltung nach Bönigen umgesetzt werden konnte, war eine minutiöse Planung die Hauptvoraussetzung. Der Projektleiter der Bauberger AG, Christian Schumacher, konnte dabei seine grosse Erfahrung bei ähnlichen Projekten einfliessen lassen. Zusammen mit der gut organisierten BLS ermöglichte dies einen reibungslosen Ablauf der «Züglete». Das Bauberger-Team rückte zwischen September und November 2017 mehrere Male ins idyllische Berner Oberland aus, um die vielen Werkzeugmaschinen und Anlagen von Spiez nach Bönigen zu transportieren. 150 Tonnen Werkstattmaterial wurden auf 15 Sattelschlepper in mehreren Etappen verladen und transportiert. Das Material wurde also nicht mit den Flachwagen von Spiez nach Bönigen transportiert, sondern lediglich die gros­sen Werkstattmaschinen in Bönigen aus Platzgründen umgeladen. Parallel dazu lief der Werkstattbetrieb der BLS während des gesamten Umzugs, mit geringen Einschränkungen, weiter. So wurde noch kurz vor dem Abtransport der Geräte die schweren Zugachsen erneuert. «Dank der hervorragenden Planung und Organisation im Vorfeld des Umzuges durch Bauberger AG lief alles von A bis Z einfach perfekt und problemlos», sagt ein sichtlich erfreuter Michael Tschiemer von der BLS. Er ist Produktionsleiter und Chef über die Werkstätten des Bahnunternehmens.

Leichtes Material per LKW, schweres mit dem Rollwagen

So wurden während der einzelnen Einsätze die Schleifmaschinen, unzählige Kleinmaschinen und diverses Kleinmaterial in Spiez demontiert, ausgebracht, nach Bönigen transportiert und dort an ihrem neuen Standort installiert. Für die mechanischen Anlagen, welche am meisten Gewicht auf die Waage gebracht haben, wurde seitens BLS ein Rollwagen zur Verfügung gestellt. Die CNC-Fräsmaschinen und -Drehbänke mit Gewichten von bis zu 18 Tonnen wurden mit dem Gabelstapler der Firma Bauberger auf den mit Querträgern ausgestatteten Rollwagen gesetzt und so intern in Bönigen verschoben. «Dieses Verfahren hat uns eine enorme Zeitersparnis eingebracht, da wir sonst die Anlagen mit Verschiebebühnen in einem aufwändigen Verfahren vom Alt- in den Neubau hätten transportieren müssen», beschreibt Etienne Keller, Monteur und Chauffeur bei Bauberger, diese spezielle Zügeletappe. Dieser Arbeitsabschnitt war nicht einfach, mussten die verschiedenen Höhenniveaus beim Transport berücksichtigt werden. Also wurde nivelliert, was das Zeug hält, damit auch keine der schweren Drehbänke vom Lift fielen. Aber: «Die Zusammenarbeit mit den BLS-Funktionären auf Platz hat einwandfrei geklappt und dank der guten und offenen gegenseitigen Kommunikation und Besprechungen sind alle Einsätze reibungslos abgelaufen», erklärt Keller abschliessend.

Ein paar Zahlen

Aktuell wartet die BLS 132 Züge und 84 Lokomotiven. Jeder Zug und jede Lok kommt einmal pro Woche in eine der Werkstätten. Immer mehr Menschen fahren mit der Lötschbergbahn. Heute sind es täglich 150 000 Fahrgäste, Prognosen gehen im Jahr 2030 sogar von rund 260 000 Personen aus. Alle Fahrgäste wünschen sich, in sauberen und gut gewarteten Zügen reisen zu können. Dafür arbeiten über 400 Mitarbeitende in den Werkstätten. Damit die BLS auch in Zukunft ihren hohen Standard gewähren kann, wurden mit dem Umzug von Spiez nach Bönigen die ersten, wichtigen Weichen gestellt. -sc- SMM

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