Jehle: Vom Engineering zur einbaufertigen Baugruppe Schweizer Zulieferqualität weltweit geschätzt

Von Konrad Mücke

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Für Bauteile und Baugruppen aus Blech und Kunststoffen übernimmt die Jehle AG in Etzgen sämtliche Prozessschritte vom Konzept über den Werkzeugbau und die Produktion in grossen Serien bis zur einbaufertig montierten Baugruppe.

Zukunftsgerichtete Investition: Das Technologiecenter für Werkzeug- und Formenbau in Etzgen arbeitet mit topaktuellen Fertigungstechnologien und ist nach dem Konzept Industrie 4.0 digitalisiert.
Zukunftsgerichtete Investition: Das Technologiecenter für Werkzeug- und Formenbau in Etzgen arbeitet mit topaktuellen Fertigungstechnologien und ist nach dem Konzept Industrie 4.0 digitalisiert.
(Bild: Konrad Mücke)

Auftraggeber aus einer Vielzahl an Branchen vertrauen auf die Leistungsfähigkeit des Schweizer Unternehmens Jehle AG. Dazu sagt Martin Hummel, Leiter Verkauf und Marketing: «In den 75 Jahren seit unserer Gründung haben wir uns von einem Handwerksbetrieb zu einem industriellen, international anerkannten Partner der Automobilindustrie, der Elektrik und Elektronik, des Maschinen- und Anlagenbaus, der Haus- und Elektrogeräteindustrie sowie der Hochbaubranche entwickelt. Wesentlich hat sicher dazu beigetragen, dass wir aufgrund unserer sehr grossen Fertigungstiefe flexibel, kurzfristig und kompetent die gesamte Palette an Prozessschritten verwirklichen. Unsere Leistungen reichen weit über das übliche Spektrum eines Lohnfertigers hinaus. Auftraggeber sehen uns als hoch qualifizierten Technologiepartner.»

Konstruieren und optimieren

Ein Team aus kompetenten Technikern und Ingenieuren optimiert bei Jehle angefragte Bauteile. Dabei berücksichtigen die Fertigungsspezialisten nicht nur die Forderungen hinsichtlich der Festigkeit und der Funktion, sondern auch in Bezug auf eine möglichst wirtschaftliche Produktion in Serien. Beispielsweise haben sie für den Schweizer Energieversorger GE Grid Solution GmbH einen Elektroschalter als komplette Baugruppe optimiert. Die Not-Aus-Schalter für das Hochspannungsnetz bestanden ehemals aus mehreren Gussteilen und Normelementen. Allerdings war die Bearbeitung der Gussteile aufwendig und langwierig. Zudem erforderten nicht auszuschliessende Mängel an den Gussteilen, zum Beispiel Lunker, fortlaufend strenge Qualitätsprüfungen und verursachten wiederholt kostenträchtigen Ausschuss. Die Blechteilspezialisten bei Jehle konstruierten die Schalter an zeitgemässen 3D-CAD-Systemen so, dass sie nunmehr aus wenigen gestanzten Blechteilen montiert werden. Somit können die Schalter komplett bei Jehle in Etzgen produziert und montiert werden. Das erweist sich als deutlich wirtschaftlicher. Vor allem entfallen aufwendige Prüfungen der einzelnen Bauteile. Die Funktionssicherheit ist stets gewährleistet. Zudem können die Blechfertiger in Etzgen flexibler als ehemals Giessereien und Montagebetriebe Schalter in unterschiedlichen Fertigungslosen entsprechend dem jeweiligen Bedarf produzieren. Zu Letzterem trägt bei, dass die Jehle AG sämtliche Prozessschritte zur Produktion am Standort in Etzgen vereint.

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Optimierte Werkzeuge und Formen für prozesssichere Produktion

Zu einer flexiblen und zuverlässigen Produktion trägt wesentlich bei, dass Jehle nahezu sämtliche erforderlichen Betriebsmittel und Vorrichtungen selbst konstruiert und fertigt. Dazu erläutert Martin Hummel: «Speziell unser Werkzeug- und Formenbau befähigt uns, hochwertige Stanz-, Umform- und Spritzgiessteile prozesssicher in höchster Qualität zu produzieren. Dafür haben wir im Jahr 2019 unser Technologiecenter erstellt. Dort fertigen, montieren und reparieren Spezialisten für Werkzeug- und Formenbau mithilfe richtungsweisender, weitgehend digitalisierter Fertigungstechnologien organisiert nach dem Konzept Industrie 4.0 ausgereifte Werkzeuge und Formen. Diese nutzen wir überwiegend für unsere interne Produktion. Aber auch externe Auftraggeber können von unseren weitreichenden Fertigungs- und Montagemöglichkeiten im Werkzeug- und Formenbau profitieren.» Als besonders vorteilhaft erweisen sich die kurzen Wege und die direkte Kommunikation zwischen Konstrukteuren für Produkte und Betriebsmittel einerseits und den Spezialisten für Werkzeug- und Formenbau sowie Betriebsmittel und Vorrichtungen andererseits am Standort Etzgen. Wie Martin Hummel hervorhebt, ergeben sich daraus einmalige Chancen, Produkte und Produktion flexibel und kurzfristig zum Nutzen der Auftraggeber zu optimieren. Erkennt der Werkzeugbau beispielsweise, dass einzelne Komponenten an Werkzeugen in der Serienproduktion häufig verschleissen und instand zu setzen sind, kann in Absprache mit den Produktkonstrukteuren häufig das Design der Bauteile entsprechend angepasst werden, um eine deutliche Verbesserung zu verwirklichen.

Produzieren und nachbearbeiten

Jehle fokussiert weitgehend auf Blechteile. Um sie in grossen Serien zu stanzen und umzuformen, verfügt das Unternehmen über ein weites Spektrum an Stanz- und Umformpressen. Dazu gehören für kleinere Bauteilserien hydraulische und mechanische Pressen mit 500 bis 2500 kN Presskraft. An ihnen werden Bleche manuell eingelegt und entnommen. Produziert wird aber auch in grossen Serien bis zu dreischichtig an sieben Tagen wöchentlich auf Exzenter- und Servostanzautomaten mit bis zu 6300 kN Presskraft. Auf ihnen können bis 4000 mm lange Werkzeuge betrieben und aus bis zu 800 mm breitem Spaltband Bleche gestanzt werden. Dazu setzt Jehle Folgeverbundwerkzeuge und Transferwerkzeuge mit digitalisierter Prozessüberwachung ein.

Für Kunststoffteile und Bauteile als Metall-­Kunststoff-Verbunde stehen in Etzgen mehrere Kunststoff-Spritzgiessmaschinen mit bis zu 2000 kN Schliesskraft zur Verfügung. Dazu sagt Martin Hummel: «Auf unseren Spritzgiessmaschinen können wir auch Bauteile aus mehreren Komponenten (2-K-Bauteile), also beispielsweise aus einem festen, formstabilen und einem elastischen, weichen Kunststoff, herstellen. Darüber hinaus arbeiten wir auch mit Formen, in die wir Metallteile einlegen und mit Kunststoffen umspritzen. Das ermöglicht uns, entsprechend den Forderungen und Wünschen unserer Kunden die jeweils optimalen Bauteile zu produzieren.» Als weiteren Vorteil in der Zusammenarbeit mit Jehle nennt Martin Hummel die am Standort integrierten Folgeprozesse. So können die Spezialisten Bauteile aus Metall doppelseitig planschleifen, entgraten, einzelne spanende Bearbeitungen einbringen, zum Beispiel Gewinde bohren, und Oberflächen bearbeiten sowie passivieren und mit Pulverlacken beschichten. In enger Zusammenarbeit mit externen Partnern verwirklichen sie zudem das Glühen und Härten von Bauteilen sowie galvanische Oberflächenbehandlungen und Tauchlackierung (KTL).

Montieren, fügen und bereitstellen

Je nach Bedarf und Vorgaben der Auftraggeber fügen und montieren die Techniker in Etzgen die im Haus produzierten Komponenten aus Blech und Kunststoff zu einbaufertigen, voll funktionsfähigen Baugruppen. Das verwirklichen sie beispielsweise bei den ehemals aus Gussteilen, inzwischen aber aus Blechen gefertigten Not-Aus-Schaltern für GE Grid. Bis zu 5000 Schalter werden auf teilweise automatisierten Montageanlagen hergestellt, in ihrer Funktion geprüft und entsprechend den Vorgaben des Auftraggebers in Transportkästen eingelegt. Für Baugruppen aus kleineren Blech- und Kunststoffteilen, die in sehr grossen Serien mit bis über 100 000 Exemplaren jährlich produziert und montiert werden, nutzen die Spezialisten in Etzgen vollständig automatisierte Montageanlagen und Rundtaktautomaten. Zu deren Aufbau berichtet Martin Hummel: «Auch für die Montage profitieren wir von unserem umfassenden Know-how und der grossen Fertigungstiefe am Standort Etzgen. Unsere Montageanlagen einschliesslich der Vorrichtungen konstruieren und fertigen wir weitgehend selbst. Das erweist sich als besonders flexibel und wirtschaftlich.» Blechteile können die Fertigungsspezialisten in Etzgen an mehreren manuellen oder auch mit Robotern automatisierten Arbeitsplätzen durch MIG- und WIG-Schweissen fügen. Schliesslich verpacken die Zulieferer die produzierten Bauteile und Baugruppen entsprechend individuellen Forderungen. Sie gewährleisten mithilfe von unternehmensspezifisch strukturierten Pufferlagern eine Lieferung nach dem Prinzip just in time. Begleitend stellen sie digital und analog die erforderlichen kaufmännischen und technischen Daten und Informationen bereit. SMM

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