Optimierung Neuer KSS bringt 2300 statt 180 Bohrungen

Redakteur: Matthias Böhm

Wie kann mit einfachen Mitteln die Produktion optimiert werden. Das war unter anderem Thema am 11. Swissmem-Zerspanungsseminar, das im Zeichen «Neuer Technologien aus der Zerspanungstechnik» stand. Im zweiten Teil unserer 4-teiligen Serie behandeln wir Gewindewirbeln (DC Swiss), Kühlschmierstoffe (Blaser Swisslube), Bohrungsentgratung (Heule Werkzeuge) und PVD-Beschichtungen (Eifeler).

Anbieter zum Thema

Nach Aussage von Dr. Eckard Voss (CEO Eiffeler Group) zeichnen sich moderne, glatte und defektarme PVD-Schichten durch eine hervorragende Haftfestigkeit und hohe Härte aus.
Nach Aussage von Dr. Eckard Voss (CEO Eiffeler Group) zeichnen sich moderne, glatte und defektarme PVD-Schichten durch eine hervorragende Haftfestigkeit und hohe Härte aus.
(Bild: M. Böhm)

340 Besucher nahmen in diesem Jahr am Swissmem-Zerspanungsseminar teil, so der Organisator Pascal Streiff (Leiter Fachgruppe, Swissmem). Auch die Orte und Termine für das Swissmem-Zerspanungsseminar 2017 stehen bereits fest, sie stehen am Ende dieses Beitrages. In diesem zweiten Teil werden wiederum vier Unternehmen und deren Technologien präsentiert, wie man seine Zerspanung perfektionieren kann. Angefangen wird mit Gewindewirbeln des Gewindespezialisten DC Swiss.

Einsatz von Titan nimmt zu

Nach Aussage von Pascal Forrer (Sales and Marketing Manager, DC Swiss) nimmt der Einsatz von Titan exponentiell zu. Dies ist begründet aus den Vorteilen, die Titanlegierungen aus konstruktiver Sicht haben: geringes Gewicht, relativ hohe Festigkeit, hohe Duktilität.

Titan – anspruchsvoller Werkstoff beim Zerspanen

Für Produktionstechniker, genauer Zerspanungsspezialisten dagegen ist Titan alles andere als ein Lieblingswerkstoff. Titanlegierungen neigen beim Zerspanen zum Kleben, zum Kaltverfestigen und haben eine schlechte Wärmeleitfähigkeit, was letztlich die Werkzeugschneiden mechanisch und thermisch stark belastet. Deshalb ist es unabdingbar, die Fertigungsprozesse an diese Werkstoffe anzupassen.

Vorab zum Unternehmen: Das 160 Mitarbeiter starke Unternehmen DC Swiss – Spezialist im Gewinden – verfügt über die gesamte Palette an Gewindewerkzeugen, die eine wirtschaftliche Fertigung von M 0,3 bis M 160 mm ermöglichen.

Gewindewirbeln perfekt für «schwierige» Werkstoffe

Bei duktilen und sich kaltverfestigenden sowie sprödharten Werkstoffen ist Gewindeschneiden oder -formen keine adäquate Fertigungslösung. Hier bietet sich das Gewindewirbeln an, das seine zerspanungstechnischen Vorteile für «schwierige» Werkstoffe voll ausspielen kann.

Gewindewirbler – eine Art Gewindefräsverfahren, aber mit weniger Schneiden am Kopf – können sowohl für Rechts- als auch Linksgewinde genutzt werden, das ist lediglich eine Frage der Steuerung. Zudem können die Gewinde bis zum Bohrungsgrund führen. Auch Gewinde-Passungen sind beliebig mit dem gleichen Werkzeug fertigbar.

Gewindewirbeln bringt sehr hohe Qualität

P. Forrer machte an Beispielen klar, wann das Gewindewirbeln gegenüber Gewindeformen oder -schneiden seine Vorteile ausspielen kann. Das erste Beispiel kommt aus der Luftfahrtindustrie. Bei der Gewindefertigung eines UNF(J) 10-32 3B mit Vollprofil (22 mm tief, Sackloch) in den Werkstoff X20Cr13 stand die Qualität des Gewindes im Vordergrund. Hier zeigte sich, dass einzig das Gewindewirbeln die Anforderungen erfüllen konnte. Die Standzeit liegt bei 90 Gewinden.

Gewindewirbeln von Zahnimplantaten

Beim zweiten Beispiel, über das P. Forrer referierte – Gewindefertigung in Titan-Zahnimplantaten –, war die Standzeit - von bisher 50 Gewinden - der bisher genutzten Gewindebohrer unzureichend. Neu können 520 Gewinde mit einem Gewindewirbler von DC Swiss gefertigt werden, was einer 10-fachen Steigerung der Standzeit gegenüber dem bisher angewandten Gewinde-Bohren entspricht.

Wie sich zeigt, kann mittels Gewindewirbeln je nach Anwendung die Qualität, die Standzeit wie auch die Präzision optimiert werden. Da in Zukunft schwierig zu zerspanende Werkstoffe vermehrt Anwendung finden, wird das Gewindewirbeln eine zunehmend grössere Bedeutung in der Fertigung bekommen.

(ID:43195096)